Zwischen Hydrokultur und Hydroponik gibt es im Grunde genommen nur einen kleinen Unterschied. 

Beides sind Methoden, Pflanzen außerhalb organischer Substrate zu ziehen. Diese Pflanzen wachsen jedoch nicht in der Erde, sondern entweder in anorganischen Substraten (z.b. Bimsstein) oder auch ohne Substrat. 

Wenn die Wurzeln der Pflanze frei hängen und komplett in die Nährlösung eingetaucht sind, spricht man von Hydroponik. 

Bei der Hydrokultur wird ein Substrat verwendet und die Nährlösung wird zu den Wurzeln geleitet. 

In der Praxis werden jedoch beide Begriffe synonym verwendet.

Vorteile der Hydrokultur

  • keine Gefahr vor dem Befall von Wurzelschädlingen
  • Pflanzen müssen nicht gegossen werden
  • Effiziente Platznutzung
  • weniger Wasserverlust durch Kondensieren
  • je nach Pflanze schnelleres und üppigeres Wachstum
  • kein Unkraut

Warum Sie auf eine Hydrokultur umsteigen sollten

  • Nutzpflanzen können das ganze Jahr über Innen gezogen werden
  • weniger logistischer Aufwand, da keine Erde benötigt wird. Dadurch werden auch keine Insekten angelockt. 
  • Effizientere Nutzung von Platz und große Erträge. Neben der Sauberkeit ist eine Hydrokultur auch platzsparend, vor allem dann wenn man die Pflanzen statt in die Breite in die Höhe wachsen lässt. Dadurch ist es möglich deutlich mehr Erträge auf weniger Bodenfläche heraus zu holen. (vertical farming) 
  • Zierpflanzen werden besonders pflegeleicht. Der Wasserstand gibt immer Aufschluss über das richtige Gießen. 
Vertical Farming durch Hydrokultur

Wie funktioniert eine Hydrokultur?

Die Pflanzen brauchen:

  • Licht und die richtige Temperatur
  • Wasser
  • Luft und Nährstoffe

Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden ändert sich nicht wie die Pflanze an Licht kommt (außer bei künstlich beleuchteten Pflanzen). Der Unterschied liegt darin, wie die Pflanzen ihr Wasser und ihre Nährstoffe bekommen. Eine in Erde getopfte Pflanze muss man regelmäßig gießen, damit Sie Wasser aufnehmen und gleichzeitig Nährstoffe aus der Erde ziehen kann. Bei der Hydrokultur ist das Wurzelwerk direkt mit der Nährstofflösung in Kontakt. Die Wurzeln ziehen alle nötigen Mineralien aus der Lösung und brauchen daher keine Erde als Zwischeninstanz. 

Verschiedene Methoden in Hydroponik – Aktive und Passive Systeme

Aktiv:  erfordern Strom und die Überwachung diverser Instrumente und Werkzeuge (Sauerstoff-Pumpen, Beleuchtungsanlagen) 

Passiv: einfachere Variante, da man die Pflanzen lediglich einsetzen und gedeihen lassen muss. 

Aktive Hydroponik Systeme

ist meist mit mehr Engagement verbunden, aber es ist möglich alle Pflanzen zu ziehen, die oberirdisch wachsen und Früchte tragen. 

DWC – deep water culture

Bei dem deep water culutre System befinden sich die Wurzeln der Pflanze stets komplett im Wasser, in dem sich die Pflanzennahrung befindet. Das Ertrinken der Pflanze wird durch einen sogenannten Air-stone, ein Bauelement, welches das Wasserreservoir mit Luft anreichert, verhindert.

Ebb & Flow

Das Ebb and Flow System oder auch flood and strain genannt, ist dem deep water culture System ähnlich, jedoch befinden sich die Wurzeln der Pflanzen nicht ständig im Wasser. Das Wasser mit der Nährstofflösung wird vielmehr in regelmäßigen Abständen in das Pflanzreservoir gepumpt bis die Wurzeln eingetaucht sind und wird dann wieder abgelassen. 

Nutrient Film Technik

Die NFT ist dem Ebb & Flow System ähnlich, jedoch befinden sich die Pflanzen statt in einem Reservoir auf einer Schiene oder einer Röhre. Eine Pumpe leitet die Nährflüssigkeit an das obere Ende der Schiene. Durch die Neigung schwappt die Flüssigkeit durch die Röhre, bis sie wieder im Sammelbecken landet. Aufgrund der abwechselnden Phasen können die Pflanzen Wasser sowie Nahrung, aber auch Luft aufnehmen. 

Passive Hydroponik Systeme  

der wesentliche Unterschied zwischen den aktiven und den passiven Systemen besteht darin, dass bei den passiven keine elektronischen Geräte verwendet werden. Häufig werden diese Systeme für Zierpflanzen genutzt. Die Passiven Systeme können wiederum in Substrat basierte und Substrat freie Systeme unterteilt werden. 

Bei den Substrat freien Systemen befinden sich die Pflanzen auf einem Reservoir mit Nährflüssigkeit. Durch die Kapillarwirkung wird die Flüssigkeit ohne äußere Einflüsse gezogen. 

Anders ist es bei den Substrat Methoden. Hier befinden sich die Pflanzen in einem Container der mit porösem Material, wie etwa Bimsstein, Kokosfasern oder andere ausreichend kapillär aktiven Stoffen. Danach befüllt man ein Reservoir unterhalb des Substrats mit Nährflüssigkeit. Durch die Porosität des Substrats, sowie der Kapillarwirkung der Wurzeln wird das Wasser zur Pflanze gesogen. Ein kleiner Wasserstandsanzeiger hilft bei der Abschätzung wann wieder nachgefüllt werden muss. 

Dinge die man beachten sollte

  • ein – zwei Mal die Woche sollte der Wasserstand und das Gefäß überprüft werden. Der Wasserstand sollte hierbei immer nur auf Optimal befüllt werden.
  • sobald der Wasserstand niedrig ist, sollte nicht gleich nachgefüllt werden, sondern bei Pflanzen an sonnigen Plätzen 2 Tage und bei Pflanzen an schattigen Plätzen 5 Tage gewartet werden. Oft vertrocknen Pflanzen nicht, sondern werden zu Tode gegossen. 
  • die Verwendung von einem richtigen Dünger ist von hoher Bedeutung. Ionenaustauschdünger machen sich in der Regel recht gut, da ihre Körner Harz enthalten, dessen Ionen mit dem im Wasser gelöstem Calcium und Magnesium reagieren. 
  • So gut wie alle Pflanzen eignen sich für eine Hydrokultur jedoch gibt es Ausnahmen. Da das System auf Langlebigkeit ausgelegt ist, sollten eher langlebige Grünpflanzen statt kurzlebige Blühpflanzen verwendet werden. Gewächse, die keine Staunässe vertragen, so wie Orchideen oder Kakteen, machen sich daher nicht so gut für eine Hydrokultur. 

Wenn du nun mehr über Hydroponics und Hydrokulturen wissen möchtest, dann lese doch weitere Blog Beiträge, sieh dir eine Timelapse vom Wachsen einer Hydrokultur an,  oder informiere dich mit diesen Büchern: Hydrokultur (Ulmer Taschenbücher), Hydroponic basics